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Versöhnung bedeutet Veränderung

15. Mai 2025

pax christi gedenkt Kriegsende vor 80 Jahren

Die deutsche Sektion von pax christi gedachte am Wochenende dem Kriegsende vor 80 Jahren in Magdeburg mit einem Gedenkgottesdienst mit dem pax christi Präsidenten Bischof Peter Kohlgraf und dem Friedensbeauftragten der Evangelischen Kirche Deutschlands und Landesbischof Friedrich Kramer. Der Landesbischof gab den Teilnehmenden des Gottesdienstes einen Einblick in die zum Teil sehr gewaltvolle Geschichte Magdeburgs und nahm diese zum Ausgangspunkt für eine klare Friedensbotschaft, Bischof Kohlgraf konnte mit der Zerstörung der Mainzer Altstadt im März 1945 anschließen und verwies auf die biblischen Botschaften der Gewaltfreiheit und die Herausforderungen, die diese auch heute noch für unsere Gesellschaft bedeuten. In seiner Begrüßung stellte der Bundesvorsitzende auch den internationalen Kontext her und hieß die Gäste von pax christi Frankreich und Pax Christi International willkommen. Nach dem Gottesdienst machte sich die Gruppe auf zu einer Straßenbahnfahrt durch Magdeburg, die von drei historischen Persönlichkeiten aus Magdeburg begleitet wurden, unter anderen Mechthild von Magdeburg und Editha –  die Frau Ottos des Großen. Die Figuren gaben Einblicke in „ihre“ historische Zeit und ihre biografischen Erfahrungen. Sie wurden verkörpert von Schauspielenden der Berliner Improtheatergruppe „Die Improvisionäre“.  

Am Abend diskutierten im Roncalli Haus– moderiert von Christine Böckmann, der Geschäftsführerin der KEB Sachsen-Anhalt und pax christi Mitglied, internationale Gäste. Zur Diskussion standen Versöhnungsinitiativen in verschiedenen Regionen Europas. Für das Podium eingeladen waren der Vizepräsident von pax christi Frankreich – Hervé Dory, der aus Spanien angereiste Direktor der Catholic Nonviolence Initiative von Pax Christi International, Nicolás Paz. Gewinnen konnten wir außerdem den ehemaligen Generalsekretär der deutschen Sektion, Joachim Garstecki und die Regionalbischöfin Bettina Schlauraff. Für die deutsche Sektion war der Bundesvorsitzende Gerold König auf dem Podium vertreten. Die Podiumsgäste berichteten aus ihren Regionen und Kontexten von Versöhnungsbemühen- und Initiativen und kamen miteinander in Austausch. So wurde viel aus Erlebtem und Erfahrenem berichtet, aber auch gefragt, ob Versöhnung denn jemals abgeschlossen sein könne. Die Vertreter:innen des Podiums waren sich einig, dass ein wichtiges Charakteristikum von Versöhnung ihre Prozesshaftigkeit ist und dass dabei Phasen unterschiedlicher Schwerpunkte und Intensität keine Seltenheit darstellen. 

Insbesondere Joachim Garstecki betonte, dass Versöhnung immer auch Veränderung bedeute und oft von Minderheiten angestoßen wird – nicht von Mehrheiten. Vor allem die fortschreitende Zeit und damit einhergehende Erkenntnisse aus Forschung und gelebter gewaltfreier Praxis stellen neue Fragen an eine vergangene Zeit. Menschen jüngerer Generationen kommen zu anderen Bewertungen und sehen mitunter Leerstellen im Bisherigen, die es zu füllen gilt. Auf diese Weise bleibt Versöhnung ein lebendiger Prozess, der sich im Laufe der Zeit verändert. Nicolás Paz konnte an dieser Stelle die Diskussion mit Ansätzen aus seiner aktuellen Arbeit in der Nonviolence Initiative bereichern. „Organising hope“ war ein Schlüsselbegriff seiner Arbeit.

Der zweite Tag der Gedenkveranstaltung begann mit einem politischen Stadtrundgang durch die Magdeburger Altstadt, an den sich Workshops zu verschiedenen Themen anschlossen. Jens Lattke gab in seinem Workshop ‚Populismus und Rechtsextremismus‘ einen sehr differenzierten Einblick ins Thema und eröffnete den Teilnehmenden neue Verständnisperspektiven. Juliane Barz ermöglichte den Mitwirkenden, theaterpädagogische Ansätze in der Konfliktarbeit selbst auszuprobieren und Ava Basiri widmete sich dem Thema Versöhnung mit künstlerischen und kreativen Mitteln. 

Gestärkt mit vielen Impulsen und von der pax christi-Weggemeinschaft traten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Heimreise an.